Naturschutz mit Hindernissen

Bereits Anfang des 20. Jahrhundert drang die Nachricht von der Einmaligkeit des Baikalsees bis an den Zarenhof in St. Petersburg. Zuvor hatten vor allem Forschungsreisende aus ganz Europa bzw. Verbannte wie die Brüder Dybowski begonnen, Flora und Fauna zu erforschen. Dabei erwartete man im kalten Sibirien nicht all zuviel und erst langsam drang die Kunde von dem enormen Artenreichtum im Baikalsee bis nach Europa vor. Die Gefahr, dass durch unkontrollierte Jagd die am Hof in St. Petersburg so begehrten Zobelfelle bald nicht mehr verfügbar wären, bewog im Jahr 1916 den Zaren Nikolaus II den ersten Nationalpark Russlands (Barguzinsky Zapovednik) am Ostufer des Baikalsees zu gründen.

Mit der Oktoberrevolution 1917 wurde diese Entwicklung jedoch jäh unterbrochen. Von nun an stand die wirtschaftliche Entwicklung und die Ausbeutung der Rohstoffe in ganz Sibirien im Vordergrund. Mit Hilfe von Tausenden Häftlingen sollten Sibiriens Rohstoffe erschlossen werden. Die Einwohnerzahl in Sibirien nahm rasant zu, nicht jedoch die dafür notwendige Infrastruktur und so fehlen noch heute in den meisten Städten leistungsfähige Kläranlagen. Mit dem Bau der Zellstofffabrik 1966 in Baikalsk wurde die bis heute größte Quelle für die Verunreinigung des Baikalsees geschaffen.

Wenige Jahre später erhielt der Naturschutz jedoch wieder einen größeren Stellenwert und so entstand 1969 das Baikalsky Naturschutzgebiet und wenige Jahre später kamen das Kabansky und Frohlinsky Naturreservat hinzu.
Aber erst 1986 wurde im Rahmen des UNESCO Mensch- und Biosphärenprogramms der gesamte Baikalsee unter Schutz gestellt, auch wenn der Status eines Biosphärenreservats weit weniger strenge Beschränkungen vorschreibt, als ein Nationalpark. Zeitgleich wurden aber auch drei weitere, wie z.B. der Baikal-Lena-Nationalpark, gegründet.

Mit der Perestroika wurde auch dem Schutz der Natur eine noch größere Aufmerksamkeit gewidmet und so wurde 1987 eine Baikalsee-Uferschutzzone eingerichtet. Verboten wurden damit vor allem der Holzeinschlag bzw. der Transport des Holzes auf und am Baikalsee sowie die bis dahin noch übliche Brandrodung, um die Laichgebiete vieler endemischer Fischarten zu schützen.

Fast 10 Jahre später wurde nach zähen Verhandlungen zwischen der Duma und Präsident Jelzin ein strengeres Baikalsee-Schutzgesetz verabschiedet und auch die UNESCO erkannte die Notwendigkeit, den Baikalsee noch stärker zu schützen und ernannte das gesamte Becken des Baikalsees zum Weltnaturerbe.

Trotz aller Bemühungen nimmt die Verschmutzung des Baikalsees weiter zu. Neben der Zellstofffabrik in Baikalsk und den Einleitungen des stark verschmutzten Flusses Selenga nimmt vor allem auch die Verschmutzung durch den Tourismus bzw. den vermehrt anfallenden Zivilisationsmüll zu.

Seit dem Machtantritt von Präsident Putin, der als eine seiner ersten Amtshandlungen das Komitee für Umweltschutz dem Ministerium zur Ausbeutung der natürlichen Reserven unterstellte, hat es der Natur- und Umweltschutz schwer gegen die wirtschaftlichen Interessen des Landes. Die Entscheidung allein zeigt schon, welchen Stellenwert Putin dem Natur- und Umweltschutz zukommen lässt.

 

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Artikel geändert:
30 Jan 2006

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