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Munku Sardyk - Winterbesteigung

Sagt man auch noch so oft "Bachlava", im Mund wird es davon nicht süß. Man kann viel über unser riesiges Land reden, aber wenn man seine Weiten nicht gesehen, nicht seinen Bewohnern begegnet ist, kann man Russland nicht lieben. Das Touristenzentrum Krasnojarsk vereint hauptsächlich die Studenten der Hochschulen der Stadt und ihre Lehrer. Nach Maßstäben der ehemaligen UdSSR ist das praktisch ein Teil der ehemaligen Studentenvereinigung "Sturmvogel"(Burewestnik). Oder wie man früher sagte – den stolzen, armen "Sturmvogel", der unter seinem Dach den mobilsten und unternehmungslustigsten Bevölkerungsteil des Landes beherbergte. Während früher für Reisen in einen beliebigen Teil der UdSSR das Sommerstipendium ausreichte, so ist das heutzutage teuer geworden und bremst die Mobilität bedeutend. Aber die Krasnojarsker sind nicht nur unternehmungslustig, sondern auch erfinderisch! Deshalb machen sich die Studenten unter Leitung ihrer Alpinismus-Instruktoren in die entferntesten Winkel der heutigen GUS auf. Die Krasnojarsker Studenten haben innerhalb von zwei Jahren ihre Besteigungen in den Fan-Bergen absolviert. Erinnert ihr euch an J. Bisbors "Ich habe mein Herz in den Bergen verloren...". Dann waren da der Tien-Schan, Kaukasus, Altai...Und in die "Hausberge" wie Ergaki, die Berge von Tuwa und die Borus-Schlucht geht es mehrmals im Jahr. In diesem Jahr haben wir beschlossen, den höchsten Berg des Sajan zu besteigen – den Gipfel des Munku-Sardyk (3491 m). Er liegt südlich des Baikalsees an der mongolischen Grenze. Wir haben uns die Besteigung für die studentischen Winterferien vorgenommen, um den Lehrbetrieb nicht zu unterbrechen. Natürlich ist der Januar nicht gerade die beste Zeit in den Bergen, aber wir haben gehofft, dass die Leute aus Sibirien auch starke Winde aushalten, und Frost kann ist auch nichts Neues für uns. Wir haben uns gründlich vorbereitet: Sägen, Äxte, warme Sachen, Ausrüstung. Der Abreisetag rückte näher, aber da hatte einer noch Prüfungen nachzuholen, ein anderer hatte zu Hause mit seinen Leuten schwierige Finanzverhandlungen, und einen dritten hatte man einfach nicht weg gelassen... Aber irgendwann kommt alles zu einem Ende und wir fuhren am 26. Januar in Richtung Munku-Sardyk. Der Zug brachte auch uns bis zur Ortschaft Sljudjanka, die uns mit warmem windigen Wetter und dem Geruch des Omul aus dem Baikal empfing. Die Expedition bestand aus 26 Teilnehmern, außer den Krasnojarskern waren da noch je ein Vertreter aus Abakan und Tscheljabinsk.

Endlich in den Bergen!

Das Touristenzentrum hatte die Betreuergruppe zusammengestellt: S.I. Sekaschow; Leiter, A.E.Syrnjanow, Leiter der Bergrettungsgruppe, U.W. Burmak und A.I.Michailzyn - Instruktoren, M.A.Sniridonow, Arzt. In Sljukjanka erwartete uns ein bestellter Bus, der uns über die Pässe direkt zur mongolischen Grenze brachte, in die Burjatische Republik. Die Formalitäten am Nationalparkeingang gingen glatt über die Bühne, und hier sahen wir auch die noch nicht beseitigten Spuren des Sommerhochwassers: umgekippte Brücken, weggespülte Häuser, eingestürzte Straßen. Der Bus bringt uns direkt bis zum Beginn des Wanderweges und entlässt uns in durchdringenden Wind. Es ist kalt, dunkel und ungemütlich. Gastfreundliche Burjaten bewirten uns mit dem Nationalgericht Posami, und dann bekommen wir die Schlüssel für einen leerstehenden Verkehrsposten. Dort ist es zwar kalt, aber es ist wenigstens nicht windig. Wir machen schnell Essen, vom Ofen kommt wohltuende Wärme - ein echtes Glück für einen Reisenden. Am Morgen gehen wir direkt auf dem zugefrorenen Fluss Weißer Irkut entlang zu unserem Basislager. Der Weg führt uns an malerischen Steilufern vorüber, das Eis unter den Füßen ist blau, und über uns ist die hellblaue Himmelskuppel. Frische Luft füllt die Brust und lässt die bevorstehenden Gipfelbesteigungen erahnen. Da ist auch schon unsere Wegabbiegung. Direkt vor uns erhebt sich ein gefrorener Wasserfall. Viele sehen so etwas zum ersten Mal: Ausrufe, das Klicken von Fotoapparaten... Unser Weg führt direkt über diesen. Wir legen die Steigeisen an, nehmen die Eispickel in die Hand und beginnen mit Rucksäcken den Aufstieg. Der Weg ist nicht ganz einfach, es müssen Klettersteige zur Sicherung der Teilnehmer gespannt werden. Trotzdem stürzen einige und rutschen etliche Meter über das Eis. Zum Glück geht alles mit ein paar leichten Blessuren ab. Zu Mittag steht schon unser Basislager, ein Lagerfeuer brennt und das erste Mittagessen wird gekocht. Nachts ist es windig und es müssen Schutzwände aus Schnee gebaut werden. Die erste Nacht ist normal verlaufen, und die Teilnehmer haben begriffen: Man kann im Winter in den Bergen leben. Der Lageralltag hat begonnen. Aber - kann man solche Tage Alltag nennen? Jeden Tag gibt es etwas Neues. Es gibt Übungen mit den Steigeisen auf steilen Gletscherbrüchen, Wanderungen durch die nahegelegenen Schluchten, von denen jede eine eigene Welt ist mit ihren Tieren und Pflanzen.

Gipfelanstieg

Die erste Besteigung: Alle Teilnehmer der Expedition werden den östlichsten Gipfel des Höhenzuges des Munku Sardyk erobern. Die Höhe des Gipfels geht etwas über dreitausend Meter, aber die Mehrheit ist zum ersten Mal auf einer solchen Höhe. Sie haben Kopfschmerzen und können sich, da sie es nicht gewohnt sind, kaum auf den Beinen halten. Aber sie streben unbeirrt nach oben. Da ist schon der Gipfel: die Welt tut sich nach allen Seiten auf. Auf der einen Seite liegt die Mongolei mit ihren endlosen Steppen und einem riesigen See, auf der anderen Seite – die Berge Burjatiens und gerade so in der Ferne zu erraten – der Heilige See, der Baikal. Weitere Besteigungen werden folgen, aber der erste Eindruck bleibt für immer. Ich schaue mir die Teilnehmer an. Da sind unsere Mädchen, Anja, Mascha und Vera. Sie haben durchgehalten. Aber Sascha Walenko hat Rückenprobleme, er studiert in einer Spezialgruppe. Aber auch er hat es auf den Gipfel geschafft und freut sich mit allen. Nach diesem Aufstieg wurde das Leben entspannter. Wir lebten uns in der unwirtlichen Gegend ein, das Feuerholz wurde trockener, die Lagerfeuer heißer. Und endlich gab es auch mal Lob von den Instruktoren für ein ausgezeichnetes Abendessen. Es gab weitere Aufstiege und Training. In nicht mal ganz einer Woche bestiegen die Bergsteiger fast alle Gipfel des Munku-Sardyk-Massivs. Es sind 5 neue Kletterwege angelegt worden und nach deren Klassifizierung wird dort ein neues Übungsgebiet für Anfänger bereit stehen. Den Abschluss bildete der Aufstieg auf den höchsten Punkt – den Munku Sardyk (3491m). Von einem orthodoxen Kreuz gekrönt, erhebt er sich über die Umgebung und gibt auch uns kleinen Menschen, die es riskiert haben, sich an seine Schneemütze heranzumachen, ein erhebendes Gefühl. Das war's. Die Expedition ist zu Ende. Neue Bergsteiger sind vor dem Geist der Berge zur traditionellen Weihe angetreten, und er hat sie in die Reihen der Alpinisten aufgenommen. Unser Weg führte nun nach Hause, durch ein blaues Tuch aus Eiskaskaden und Eismulden. In der Ferne haben wir schon das heimatliche Krasnojarsk gesehen. Wir werfen Münzen in eine heilige Quelle und glauben fest daran, dass wir wieder hierher kommen. Sergej Senaschow Krasnojarsk Quelle

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